Elemente des Yoga im Ki-Aikido
Die Geschichte der Kampfkunst beginnt vermutlich mit der Geschichte der Menschheit. Systematische Aufzeichnungen finden sich freilich erst mit dem Aufkommen von Schriftzeichen, in denen Kampfhandlungen festgehalten wurden. Aber warum sollten nicht schon die Jäger und Sammler vor einer Million Jahren Methoden zur Verteidigung gegen andere Gruppen entwickelt haben? Wäre es nicht anmaßend zu glauben, dass erst in der modernen Zeitrechnung ausgeklügelte Selbstverteidigungstechniken entstanden sind? Menschen in ihren Epochen glaubten seit jeher, intellektuell auf dem Höhepunkt der Entwicklung angekommen zu sein. Tatsächlich ist es anders. Die Menschen der Uhrzeit hätten ein größeres Gehirn, Ihre Körperkräfte waren unseren heutigen überlegen, sie lebten gesünder und sie hatten ein umfangreicheres und universaleres Wissen als wir „modernen„ Menschen von heute. Wir leben eingeengt in unnatürlichen, quadratischen Häusern, sind fokussiert auf unser berufliches Spezialgebiet und besitzen nur noch miminales Wissen über die Natur.
Die Verteidigung der eigenen Horde, später mit Beginn der Sesshaftigkeit auch des eigenen Besitzes war seit Beginn der sich ausbreitenden Spezies Homo Sapiens eine essentielle Notwendigkeit. Es gibt keinen Zweifel daran, dass schon die ersten Menschen sich ihre außergewöhnliche Gabe des Denkens, Planens und Ausarbeiten von Taktiken für Selbstverteidigungsmethoden zu eigen machten. Sicherlich gab es unzählige „geheime“ Selbstverteidigungstechniken verschiedener Sippen, Gruppen oder Völker. In den später aufkommenden Hochkulturen gaben gesellschaftliche Regeln weiteren Anlass zur Entwicklung unterschiedlicher (Kriegs-) und Kampf-Methoden. Es scheint bis in die heutige Zeit ein tief in uns verwurzeltes Programm zum Selbsterhalt zu existieren.
Der Abbau der körperlichen Kraft begann jedoch mit der Sesshaftigkeit des Menschen in der Landwirtschaftlichen Revolution. Plötzlich gab es Menschen, die sich tagein, tagaus mit derselben Tätigkeit befassten. Sicherlich war die Arbeit schwer und es musste viel Muskelkraft aufgewendet werden. Aber die Vielseitigkeit eines Jägers und Sammlers gibt verloren. Mit der Industriellen Revolution verstärkte sich diese Degeneration der geistig-körperlichen Substanz und ist im Digitalen Zeitalter bei ihrem vorläufigen Höhepunkt angelangt. Es ist sehr bezeichnend, dass die Alterbestimmungen von Knochenfunden frühzeitlicher Jäger und Sammler durchaus sehr alte Menschen bestimmen konnten. Es ist durchaus nicht so, dass diese mit 30 oder 40 Jahren gestorben wären. Sie konnten bereits Alter von 70 bis 80 Jahren erreichen – wenn sie nicht vorher durch ein Raubtier gefressen worden sind. Erst mit der Fortschritten der Menschheit kamen Zivilisationskrankheiten und höhere Sterblichkeit auf.
So begannen die Menschen mit der Zeit durchaus sich darüber bewusst zu werden, dass sie der körperlichen Degeneration Einhalt gebieten sollten. Um ein langes, gesundes Leben genießen zu können (zu welchem freilich nur die Priveligieren Zeit hatten) musste sowohl Kopf als auch Körper fit gehalten werden. So wurden schließlich Übungen für Körper und Geist erfunden.
Da der Menschliche Körper nur eine eingeschränkte Zahl von Bewegungsmöglichkeiten bietet (außer man ist ein Schlangenmensch ) ist es nur logisch, dass diese sich auf der ganzen Welt ganz ähnlich ansehen lassen. Man könnte daher im Prinzip von allen möglichen Sportarten sagen, sie beinhalten Elemente des Yoga. Im Aikido geht die Verbindung etwas tiefer. Ob die Anlehnung nur aus dem Yoga, oder auch aus dem Qi Gong oder den Tänzen kommt sei dahin gestellt.
Die bewusste Atmung ist sowohl auf dem Yoga-Übungsweg als auch im Aikido und den meisten anderen Kampfkünsten von zentraler Bedeutung. Tiefes, bewusstes Atmen fördert Lebensenergie, Klarheit und Kraft. Langer, ruhiger und gleichmäßiger Atem beruhigt unseren Geist.
Im täglichen Leben achten wir oft nicht auf unseren Atem. In besonders stressigen Zeiten verfallen wir oft unbewusst in kurzes, oberflächliches Atmen. Da unsere Körperfunktionen noch denen der Jäger und Sammler entsprechen und sich nicht besonders an unser modernes Leben angepasst haben, entsteht hierdurch im schlimmsten Fall ein Flucht- oder Verteidigungsreflex und es werden Stresshormone ausgeschüttet. Nicht von ungefähr kommen dann Sprüche wie „Halt erst mal die Luft an“ oder „Ich muss jetzt erst mal tief durchatmen“.
Ki und Prana werden deshalb oft direkt mit dem Lebensatem gleichgesetzt. Im Aikido werden die Atemübungen Kokyuho genannt, im Yoga heißen sie Pranayama, übersetzt etwa „Verteilung der Lebensenergie“ oder „Kontrolle des Atems“.
Wichtig zu verstehen ist, dass es hier viele unterschiedliche Methoden gibt. Jede davon hat ihre Vorteile, aber es sollte keine Richtig-falsch-Diskussion darum losgetreten werden. Es geht um die bewußte Wahrnehmung des Atmens. Rein physiologisch betrachtet gibt es Übungen, die das Einatmen begünstigen. Das sind z.B. alle öffnenden und streckenden Bewegungen, insbesondere wenn sich dabei die Lunge und das Herz weiten. Andere Übungen passen besser zum Ausatmen, insbesondere Vorbeugen oder Drehungen. Im Kampfkünsten geht die Ausatmung oft mit einem Schlag einher und es gibt auch einige Aikido-Stile die sehr bewusst auf korrektes Ein- und Ausatmen innerhalb der Aikido-Techniken achten. Im Ki-Aikido sollen die Bewegungen weich und harmonisch ausgeführt werden und der Atem dabei natürlich verlaufen. Der bewußte Umgang mit dem Atem wird deswegen lediglich in den Meditations- und Atemübungen praktiziert.
Koichi Tohei Sensei hat Aikido, die friedliche Kampfkunst seines Lehrers O-Sensei Morihei Ueshiba, und das ShinshinToitsu Do, das sein Lehrer Tempu Nakamura Sensei aus der yogischen Tradition Indiens entwickelte, zum System des Shinshin Toitsu Aikido integriert. Auch Kenjiro Yoshigasaki hielt sich 1971 zu Yogastudien für ein Jahr in Indien auf.